ANLÄSSLICH DER ÖSTERREICHISCHEN TIERSCHUTZNOVELLE 2017 Stellungnahme Mentor4Dogs e.V. als finanzieller und organisatorischer Träger des Auslandstierschutzprojekts „Aufbau Tierheim Haselnuss Szentes/HU“
Immer wieder gefragt – Auslandstierschutz wozu und womit?
„Wir haben doch selbst genug Hunde, um die wir uns in Österreich kümmern müssten“- damit werden wir als Tierschutzorga laufend konfrontiert. Weshalb also ins Ausland schweifen, das Leid der Tiere liegt so nah?
Das Tierheim Haselnuss (Mogyóro Menédek) in Szentes /HU mit von Anfang an angestrebter und erreichter Betriebsgenehmigung (Herbst 2016) ist das Tierschutz Projekt von Mentor4Dogs e.V., für das wir als Verein volle Versorgungs- und auch rechtliche Verantwortung übernommen haben! Um neben dem punktuell möglichen Vermindern von Tierleid vor allem Bewusstsein in der Region für artgerechte Haltung von Hunden zu vermitteln. Um als Beispiel für nachhaltigen ganzheitlich gedachten Tierschutz zu wirken. Um Entwicklungsarbeit am Bewusstsein von Menschen diesseits und jenseits der österreichisch-ungarischen Grenzen zu leisten! Denn Grenzen halten unbedachte Billigkäufe, Hundehandel und illegale Welpenvermehrung nicht auf, im Gegenteil: Wissen, was wirklich „beyond the borders“ los ist, wird über grenzüberschreitendes praktisches Arbeiten vertieft! Einsicht, Erfahrung, Übersicht wie aber auch Einflussmöglichkeit erlangt man vor allem durch Wirken vor Ort!
Präsent sein dort, wo all das, was man verhindern möchte, seinen Ursprung hat!
Ich möchte nicht verstanden, ich möchte gefühlt werden. (Marta Graham)
Verurteilt ist schnell, Meinung gebildet noch schneller – woher kommen die Kofferraum Welpen, die fürchterlichen Transporte mit unsäglichem Tierleid in den zu kleinen Käfigen? Wer profitiert, wie läuft das ab? Worauf fallen unaufgeklärte Käufer(innen) rein, die erfreut günstig ihren gewünschten Rassehund erstehen? Wer weiss wirklich, was an Krankheiten eingeschmuggelt wird ? Neue und bewährte Tierschutz-Gesetze helfen konkret wobei? Theoretische Anweisungen über Medien und Aufklärungsbroschüren, die mittels Bildern, die mit einem ja letztlich dann nichts zu tun haben, sollen Abschreckung erzeugen? Und wovor abschrecken, und was anstatt tun?
Während all das faktische Tierleid ungehindert vor und hinter den Kulissen weiter geht, abstrakte Fragen….
Projekt Haselnuss mit tierschützerischem Mehrwert?
In Personalunion 1.Vorsitzende (Obfrau) des Vereins sowie Geschäftsführung des Tierheims Haselnuss (Mogyóro Menédek) hat sich Petra Chiba ehrenamtlich zur Absicherung des Projekts samt Haftungsrisiko zur Verfügung gestellt – und wird mit vollem Einsatz durch alle weiteren aktiven ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins dabei unterstützt. Das Team bewältigt in bislang kleinster Formation die administrativen und operativen Aufgaben, die eine Leitung eines professionell geführten Tierheims in Ungarn samt Tierschutzaufgaben in der Region mit sich bringen. Mentor4Dogs e.V. sorgt für derzeit 190 Hunde und deren medizinischen und täglichen Versorgung, mit dabei steht der Aufbau und die Bewusstseinsbildung vor Ort.
Medienecho <<Artikel-Partner-Hund>>
Es wurden seit 2013 laufend neben gestochenem 52 m tiefen Wasserbrunnen auch benötigte stabile Gehege und Zwinger, Renovierungsarbeiten, Quarantänen für Welpen und Kranke sowie Mannschaftsraum geschaffen. Mit Hochwasser und den furchtbaren Folgen in den Zwingern wurde laufend gekämpft und Teillösungen erreicht. Das Tierheim ist durchgeimpft, alle Hunde gechipt und ein Kastrations – wie Zwingerplan besteht.
Mit „Tage der offenen Tür“ und hoher zeitlicher Präsenz vor Ort konnte in wenigen Jahren seit Ende 2012 erreicht werden, dass das Projekt auch von bislang Tierschutz desinteressierten Behörden vor Ort zumindest als erster Schritt wahrgenommen und anerkannt wurde. Mentor4Dogs arbeitet daran, dass auch das Pflichtbewusstsein der Stadt wächst sich um die Probleme der unkontrollierten Vermehrung zu kümmern. Derzeit werden vorrangig bewertete Massnahmen wie unsensible Hundefänger und medizinisch unterversorgtes Einpferchen bis zum Tötungstermin in staatlichen Auffanglagern und Quarantänen („Tötungsstationen“) politisch behördlich bevorzugt.
Mentor4Dogs Auffassung von Nachhaltigkeit im Tierschutz?
Eingebunden als Teil unserer Tierschutz-Auffassung ist ein ungarisch gebürtiger Tierschutzpartner vor Ort. Gabor Iszak, engagierter Tierschützer, fachlich als langjähriger Hundetrainer kompetent (Tierschutz-Zentrum Swiss Ranch), ist Insider und Kenner der ungarischen Verhältnisse und formt mit uns Vorstellungen, wie nachhaltiger Tierschutz umgesetzt werden soll. Seine Beratung hilft Mentor4Dogs beim Aufbau und Umsetzung zwecks Hilfe zur Selbsthilfe – und wer weiss besser, was im Land Ungarn faktisch umsetzbar ist, als ein Ungar selbst? Auch gemeinsame Aufklärungsworkshops sind geplant, die Informationen rund um Fakten zum Auslandstierschutz Ungarn anbieten. Laufend eingefädelte Schulprojekte in Szentes und Umgebung mit dem Tierheim Haselnuss fördern die lokale Aufklärungsarbeit.
Tag für Tag müssen in der bilateralen Zusammenarbeit Lösungen (lang- und kurzfristiger Art) rund um die täglich anfallenden Problematiken gefunden werden. Im Tierheim selbst die Bewältigung der Aufnahme verletzter und verwahrloster Streuner und Tieren aus staatlichen Quarantänen („Tötungsstationen“), Tierrettung anlässlich brutaler Hundehaltungsmethoden (Kettenhaltung, verlassene Gehöfte u.a.). Das gesamte Mentor4Dogs Team und das damit eng verknüpfte Aktivisten Team im Tierheim selbst arbeiten an Versorgung, Hygiene und Aufklärung vor Ort, geben ihre ganze Freizeit für Hundedaten Erfassung, Informationsaufbereitung zu Auslandstierschutz und der Anschaffung von Tieren, die über Grenzen zu uns kommen.
Mittels filmischer Dokumentationen sind die Haselnuss-Hunde und ihr Wesen festgehalten, um einen authentischen Eindruck der Umstände und auch deren Sozialverhalten zu gewähren.
Was uns dazu wichtig ist: via Film- und Fotodokus wird unsere seit 2013 andauernde Aufbauarbeit sowie tägliche Tierheimarbeit lückenlos veröffentlicht, um auch Ansporn für andere Tierschutzprojekte zu sein.
Das neue Tierschutzgesetz Österreichs bringt diese ganzheitliche Tierschutzarbeit in höchste Gefahr!
Weder ist es möglich, dass gut aufgebaute Hunde, die in sozialen Rudeln leben, ein Zuhause auch über österreichische Plattformen finden, weil sie aktuell gar nicht direkt über uns als voll verantwortlichem Verein gesehen werden dürften, noch ist es möglich, vor Ort weiter nachhaltig Tierschutz zu betreiben. In einer zentralen Region, wo es nur durch Beispielwirkung und Präsenz gelingt, unseriösen Vermehrern und „Puppy Mills“ durch „Konkurrenz via Tierschutz“ das schmutzige Geschäft auf lange Sicht zu verderben!
Was bringt die österreichischen Gesetzesnovelle konkret für uns?
Im Prinzip kann derzeit keine Bewegung mehr unter den Hunden im Tierheim stattfinden. Adoptionen in Ungarn direkt aus dem Tierheim Haselnuss kommen seit 2 Jahren vor, sind jedoch noch zahlenmässig vernachlässigbar. Gleichzeitig aber auch als Aufkeimen von Veränderung von uns positiv wahrgenommen! Mentor4Dogs macht Vorkontrollen in ungarischen Haushalten, verlangt das Ausfüllen von ungarisch formulierten Auskunftsblättern, wo Tierschutzfragen von Interessenten vor Ort beantwortet werden sollen. Damit die Wahrscheinlichkeit von erneut schutzlos herumirrenden oder ausgesetzten Tieren sinkt. Nachfrage von Welpen ist auch in Ungarn hoch, doch wenn sie grösser sind, landen sie manchmal auch wieder im Tierheim, der bessere Fall, der schlechtere Fall die Strasse… So ist der Schutz der Tiere nur durch vorsichtigste Vergabe vor Ort garantiert! Dass die Einstellung mancher verantwortungsloser Menschen aus Österreich sich bei einer Anschaffung eines Haustiers deckungsgleich zeigt, ist ebenfalls traurige Wirklichkeit.
Die aktuellen Haselnuss-Hunde existieren durch die österreichische Tierschutznovelle derzeit vor Ort wie auf einem Gnadenhof – Neuaufnahmen sind derzeit so gut wie nicht möglich, verletzte Tiere müssen ab sofort abgewiesen werden, um das Tierheim und seinen Stand der Tiere nicht zum Kippen zu bringen!
Kernproblem Vermittlung aus dem Ausland oder steckt noch mehr dahinter?
Vermittlung ist derzeit nur direkt über das Tierheim möglich, und wer nimmt den Weg von 400km Entfernung von Wien nach Szentes in Kauf, um einem Tier ein Zuhause zu geben? Österreichische Plattformen wie Willhaben.at lassen keine Annoncen von Tierheimen zu, die den Standort ausserhalb Österreichs haben – selbst mit offizieller Genehmigung! Bei zwei benachbarten EU- Staaten mit ähnlich strengen Auflagen für eine Tierheimbewilligung kann dessen offizielle Genehmigung nicht in Österreich anerkannt werden? Man will nicht einmal die Genehmigung samt seinen vorliegenden Auflagen durchlesen? Diese Erfahrung mussten wir bei unseren Vorsprachen in Österreich machen. Unsere Vorschläge, doch einmal von Amtstierarzt zu Amtstierarzt Kontakt aufzunehmen, sich über das Projekt „Haselnuss“ und seinem Mehrwert hüben wie drüben zu erkundigen, verwehte im Wind der Aufregung rund um Verhindern von Welpen Transporte, mögliches Einschleppen von Seuchen und der Diskussion um grundsätzliche Sinnhaftigkeit solch eines Projekts im Ausland, ein Projekt, wo Tiere als Lebewesen konkret dahinter stecken.
…..die Quadratur des Kreises – Drehen und Wenden ohne Ausweg?
Finanziell wurde bislang durch Vermittlungstätigkeit ein Teil der Betriebskosten sowie Vereinsarbeit refinanziert. Denn Kastration als Vorbildwirkung der Nicht-Vermehrung, nötige Impfungen, ein Chip, sind ja bereits ausgegebenes Spendengeld. Refundiert wird durch Erbeten der sogenannten Schutzspende (Schutzgebühr) bei Vergabe eines Tieres. Im Tierheim betrug das Schutzspenden -Aufkommen 2016 etwas 36-40% von monatlich zumindest 8.000Euro benötigtem finanziellen Gesamtvolumen. Jetzt muss das Fehlende raschest durch neue Spender ersetzt werden….Wie soll das so kurzfristig erreicht werden? Die tierschützerische Alternative?
Und was bringt die Novelle in Österreich insgesamt?
Insgesamt sind alle österreichisch ansässige Tierschutzvereine ohne österreichischem Tierheimprojekt, das gilt also auch für Streunerhilfen für Hund und Katz aus Österreich, SOS Tierrettungsvereine usw. absolut handlungsunfähig!
Eine bereits festgestellte Zunahme von ausgesetzten Tieren in Österreich ist das bedauerliche Resultat! Als erfahrener Verein warnen wir vor Zuständen wie sie z.B. in Ungarn vorliegen, wo Menschen leichtfertig aber auch mangels finanzieller Mittel Tiere aussetzen…unsere österreichischen Tierheime schrammen selbst am Rande ihrer Kapazitäten, müssen auch Abgabe Gebühren verlangen, um finanzierbar zu bleiben – die Logik an der Gesetzesnovelle bleibt uns bislang verborgen…
So vieles, was Österreich einen guten Ruf als aufgeklärtes EU Tierschutz-Land einbrachte, scheint aktuell verspielt.
Nicht Aufgeben ist aber unsere Devise, gemeinsam mit anderer Kollegenschaft im Tierschutz zuversichtlich und aktiv bleiben, Werte einbringen helfen.
– Und österreichische politische Entscheidungsträger hiermit mit Nachdruck anzumahnen, schnellstens korrigierende Taten folgen zu lassen, die einer anno 2017 angemessenen menschlichen Größe über Grenzen hinweg für den Schutz unschuldiger Tiere würdig sind!
Petra Chiba, 1.Vorsitzende (Obfrau), © M4D 2.7.2017
- PETITION UNTERSCHREIBEN!
- KLEINE ZEITUNG 29.6.2017
- DER STANDARD 30.6.2017
- KRONENZEITUNG 30.6.2017
- APA-OTS Presseaussendung Dr.Madeleine Petrovic
- Stellungnahme Dr. Petrovic Februar 2017 zur beabsichtigten Gesetzesnovelle
(Mentor4Dogs e.V. steht in aktivem Austausch mit Frau Dr.Petrovic)